Erzählverse: Der Blankvers (131)

Franz von Sonnenberg ist eher ein Hang zur Übersteigerung eigen; dass er auch andere Tonlagen beherrscht, zeigt „Das Veilchen“:

Ich kann dir nur ein kleines Veilchen bringen,
Doch pflückt‘ ich es von jener frischen Wiese,
Wo ich so oft, dein denkend, einsam wandle,
Und wo dann wunderbar der heitre Himmel
Wie auf des Baches klarer Silberfläche
Herniedersteigt in die entzückte Seele.

Dies Veilchen wird in seinen zarten Blättern
Dir meines Herzens stille Wünsche bringen,
Und tief im Kelch verbirgt es eine Zähre.
Du siehst sie nicht, drückst es an deinen Busen;
In dieser Zähre lag des Veilchens Leben,
Die Glut der Sehnsucht hat sie ausgetrunken,
Sie ist versiegt, verwelkt die treue Blume.

Nicht unbedingt reine Blankverse, da sie alle weiblich-unbetont schließen; aber insgesamt doch lesbar!?

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