Der Reiz der Uz-Strophe ist auch, gerade und besonders, die Vielfalt in der Anwendung. Johann Adolph Schlegel, um wieder ein Beispiel zu geben, benutzt in seiner Nachdichtung des 136. Psalms Zehnzeiler aus vierhebigen Jamben, zwischen die jeweils eine strenge, gereimte Uz-Strophe tritt, einem Chor (!) zugeordnet, in der immer der gleiche Inhalt leicht abgeändert wiederholt wird. Ein kurzer Ausschnitt:
Du schufst, dem Tage vorzustehen,
Die Sonne, deren Licht erquickt,
Das sie aus ungeheuren Höhen
Zu uns in Augenblicken schickt.
Wer freut sich nicht, wenn ihre Strahlen
Die Welt mit Farben übermalen,
Bis der Regent der Nacht erscheint;
Bis sich ihr Licht im Monde spiegelt,
Durch den es wieder neubeflügelt
Mit unsern Schatten sich vereint?
Chor
Du schenkst der Erde das Licht. Nur dich, dich wollen wir lieben.
Ist nicht dich lieben die seligste Pflicht?
Auch wenn die Sonne verlischt und Mond und Sterne zerstieben,
Wankt doch die Liebe des Gütigen nicht.
Du hilfst. Ägypten hat’s erfahren,
Da du die Erstgeburten schlugst,
Und selber, mitten durch Gefahren,
Dein Volk auf deinen Händen trugst.
Dein Engel kömmt. Die Stolzen zagen.
Er kömmt. Mit Leichen und mit Klagen
Füllt er Ägyptens Häuser an.
Der, der dein Volk nicht lassen wollte,
Bat itzt, dass es doch eilen sollte.
Es eilt, und du ziehst selbst voran.
Chor
Dich, Gott, der Seufzenden Schutz, nur dich, dich wollen wir lieben.
Ist nicht dich lieben die seligste Pflicht?
Wenn schon zur Zeit der Gefahr kein Trost uns übrig geblieben,
So wankt die Güte des Retters doch nicht.
Ein Aufbau, an den ich mein Leben nicht gedacht hätte; und der, sobald man ihn gesehen hat, trotzdem sofort einleuchtet und vollkommen überzeugend wirkt.