0

Ein Augenblick

Ständig verlockt von der Ferne, bemerkt der Vogel: „Es reicht mir“,
Frisst noch einmal und trinkt, schüttelt die Flügel; und jetzt!

0

Gnome

Wer im Hexameter glaubt, die Welt sei dem Wesen nach endlos,
Lernt im Pentameter: Nein. Alles, was ist, ist begrenzt.

0

Ach, Goethe

Jedes Sein im weiten All!
Jedes Tier weiß einen Schmerz
Links wie rechts von jeder Lust,

Jeder noch so kleinen Lust,
Und wie dort, so überall:
Wie das Tier weiß einen Schmerz

Vor der Mensch und einen Schmerz
Hinter jeder kleinen Lust,
Wortlust, Verslust, überall:

Was soll all der Schmerz und Lust?

0

Es hat Klick gemacht

Zwei Flugzeugtüren fielen ins Schloss,
Die eine, was König Säufer verdross,
Bis in den mit Weinen gefüllten Keller;
Die and’re erschlug ihn. So stirbt es sich schneller …

1

Dichterherbst

Färbt sich morgens das Laub im Baum, schreibt der Poet ein Herbstgedicht.
Rascheln mittags ihm unterm Fuß Blätter, entsteht ein Herbstgedicht.
Macht er abends den Ofen an, opfert der Glut er erst Papier:
Fauchend wird es zur Flamme, flockt, war – so vergeht ein Herbstgedicht …

1

Schüttel-Nänie

Wer Klang versessen an Klang zwingt,
Den stört nicht, dass es nach Zwang klingt,
Nicht, dass dem Dichter der Klang sagt,
Von welchem Leid sein Gesang klagt …

0

Verlass

Wieder macht sich das Licht rar,
Raschelt Laub sich sein Grün aus,
Winkt dem Dichter vergnügt zu,
Wortschwulstselig: ein Herbstgedicht.