Der im letzten Beitrag vorgestellte (und dort wunderlicherweise gereimt anzutreffende) „große Asklepiadeus“ ist, will man ihn schreiben, eine ziemliche Vers-Herausforderung. Aussehen tut er so:
— ◡ / — ◡ ◡ — / — ◡ ◡ — / — ◡ ◡ — / ◡ —
Ein altes und wie üblich ungereimtes Beispiel ist Johann Heinrich Voß‘ „Tobacksode“, deren erste vier Verse so lauten:
Rolf, beim schäumenden Kelch, oder beim Trank, den die Levante bräunt,
Lass von Knastergewölk unsere Stirn bläulich umwirbelt sein!
Zeus, im Opfergeduft, lächelte nie froher, als wir, umdampft
Von Virginischem Kraut, welches dein Wink, holder Tobackus, schuf!
Unzweifelhaft derselbe Vers, doch ganz anderen Klangs – einige Verse aus Josef Weinhebers „Vom Adel des Körpers“:
Mit dem Mut, der es wagt, Blume zu sein, lebt da die Jungfrau ihr
ungenütztes Gechlecht, lebt, der es weiß, seinen gewagten Tod
jener Jüngling; es denkt Welten der Mann. Aber es haben den
höchsten Rang, der nicht welkt: Mütter. Gefasst tragen, erhalten sie
was sich formt, durch die Zeit: Ahnengewiss, leibhaft, gegliedert, stet.
Gut, da liegen bald 200 Jahre dazwischen. Aber auch hier: spannend zu hören, welche Möglichkeiten dieser Vers bietet.