August von Platens „Philemons Tod“ ist ein kurzer, in Bezug auf die Versbehandlung aber interessanter Text:
Als einst Athen Antigonus belagerte,
Da saß der alte, neun und neunzigjährige
Poet Philemon, mächtiger Dichter Überrest,
In dürftiger Wohnung saß er da gedankenvoll:
Er, der Athens glorreichsten Tagen beigewohnt,
Der deine Philippiken angehört, Demosthenes,
Und oft den Preis errungen durch anmutige
Weisheitserfüllte, die er schrieb, Komödien.
Da schien es ihm, als schritten neun jungfräuliche
Gestalten leis an ihm vorbei, zur Tür hinaus.
Der Greis jedoch sprach dieses: Sagt, o sagt, warum
Verlasst ihr mich, Holde, Musenähnliche?
Und jene Mädchen, scheidend schon, erwiderten:
Wir wollen nicht den Untergang Athens beschaun!
Da rief Philemon seinem Knaben und foderte
Den Griffel, dieser wird sofort ihm dargereicht.
Den letzten Vers dann einer unvollendeten
Komödie schreibt der Alte, legt das Täfelchen
Hinweg, und ruhig sinkt er auf die Lagerstatt,
Und schläft den Schlaf, von dem der Mensch niemals erwacht.
Bald ward Athen zur Beute Makedonien.
Was fällt auf? Die recht hohe Zahl an doppelt besetzten Senkungen, sicher, und die dem antiken Trimeter nachempfundenen Längen in der Senkung, auch die vielen schwachen Endsilben; vor allem aber der etwas freiere Satzbau, besonders das
Weisheitserfüllte, die er schrieb, Komödien.
Ein solches Auseinanderstellen von Bei- und Hauptwort sieht man nicht alle Tage …