Rudolf Borchardt zeigt in seinem „Pallas-Lied“ einmal mehr die Möglichkeiten, die sich aus der Kombination des Hexameters mit einem anderen Vers ergeben. Hier ist es ein iambischer Dreiheber, der zudem mit einer gewissen Freiheit gebraucht wird!
Heiliges Mädchen, du Glückliche du, die es bleiben und sein darf,
Oh Pallas, immer ein Mädchen,
Nimm die Weihe von denen, die’s morgen schon nicht sein dürfen,
Oh Pallas, nimmer ein Mädchen!
Glückliche du, die die Liebe nicht kennt und sie darf dir ein Greul sein,
Greul sein, sie, die wir lieber nicht kennten, und müssen sie heilig,
Oh Pallas, nennen und halten,
Oh Pallas, halten von morgen!
Glückliche du, die den Mann nicht kennt, den Entsetzlichen, Einen,
Welcher uns morgen zerreißt!
Glückliche du, von allen den Männern und allen uns Mädchen,
Oh Pallas, Gepriesene du!
Glückliche du, die sich unter den Männern die Treuen und Klügsten
Selbst erkürt und steht ihnen bei, und allen den Tapfern
Dort vorn auf dem Wagen –
Nimm die Weihe von uns Unseligen, welchen die Klugen,
Welchen die Treuen und Tapferen alle, vom Greulichen Einen,
Für ewig verwehrt sind!
Bei Diomedes darfst du, dem herrlichen Ritter, und darfst bei
Herakles dem Gewaltigen stehn und unter dem Ölbaum
Oh Pallas, immer ein Mädchen –
Ihm die Schale des Trosts und dem Dulder von Ithaka schenken,
Nichts dergleichen düfen wir nachtun, ja und es dürfte
Oh Pallas, nimmer ein Mädchen,
Oh Pallas, nimmer ein Mädchen!
Dabei ist das „Pallas-Lied“ ursprünglich kein eigenständiger Text, sondern wurde im Rahmen der dramatischen Dichtung „Petra“ veröffentlicht.