Otto Erich Hartleben ist ein heute vergessener Dichter, und ich kann nicht sagen, dass mich das wundert. Unter seinen Gedichten sind viele Blankvers-Stücke, die es aber meist versäumen, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Eine Ausnahme war zumindestens bei mir das folgende, recht kurze Stück, das unverhohlen gemein ist – eine Eigenschaft, die Gedichte ja eher selten haben, und die diese Verse also dann doch ein wenig heraushebt.
Die Dummheit spricht aus deinem zarten Antlitz,
die Dummheit schaut aus deinen tiefen Augen,
und öffnest du das rote, süße Mündchen,
so ists, als öffne sich der Quell der Dummheit!
Drum, wie mich auch dein wunderschöner Leib
berauscht und immer wieder noch berauscht,
einmal muss ich dir doch den Abschied geben:
denn deine Dummheit ist nicht zu ertragen.
– Du glaubst, dem Schmerz der Trennung zu erliegen?
O tröste dich, mein liebes, gutes Mädchen:
den Schmerz zu fühlen, bist du auch zu dumm.