Friedrich Hölderlins „Die Eichbäume“
Ein recht kurzes Hexameterstück, das deswegen auch gern in der Schule behandelt wird. Wer mag, kann diesbezüglich ja googeln und schauen, ob er / sie den Ansprüchen einer gepflegten Schul-Interpretation noch gerecht zu werden vermag …
Hier soll’s aber eher um zwei Lesungen des folgenden Textes gehen. Vielleicht sprecht ihr ihn ja erst mal laut, dann könnt ihr euren Vortrag mit den beiden Beispielen unten vergleichen!?
Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
Der euch nährt‘ und erzog, und der Erde, die euch geboren.
Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
Das von Liebe nicht lässt, wie gern würd ich unter euch wohnen.
Und hier die beiden Links:
Hm. Bei mir klingt der Text irgendwie anders?! Vor allem beim Vergleich mit Görner liegt das daran, dass ich die Eingangsbetonungen auch immer halbwegs deutlich lese. Klar, Hölderlin hat’s hier ein wenig drauf angelegt – aus, in, und, der, mit, ist sind nicht gerade superstarke Silben -, aber so ganz fallenlassen, die erste Betonung?! Ich fürchte, dazu kann ich mich nicht aufraffen …
Aber auch Barg verwirklicht nicht jede im Metrum angelegte Hebung. Hier etwa:
Könnt ich die / Knechtschaft / nur er- / dulden, ich / neidete / nimmer
Da liest sie eine dreisilbige Senkung: „-schaft nur er-„. Na ja, kann man verstehen … Aber andererseits kann man doch auch die vom Metrum angebotene Möglichkeit wahrnehmen, das „nur“ nach dem sehr schweren „Knechtschaft“ herauszuheben?! Ach, der Möglichkeiten sind wie immer viele!
Aber klar: Hauptsache, es wird überhaupt laut gelesen. Wie geht dieser Hexameter aus Hölderlins „Wanderer“?
Unter dem Strauche saß ein ernster Vogel gesanglos
Ein sehr eindrücklicher Vers, ein starkes Bild; aber nichts beeindruckender – für mich – als das „gesanglos“. Aber zurück zu den „Eichbäumen“ – hier noch ein Link, diesmal ein Vortrag mit „Musikuntermalung“. Was der Text nicht braucht, aber eine Möglichkeit auch das, sicherlich: