Das deutsche Sonett. Dichtungen, Gattungspoetik, Dokumente.
Ausgewählt und herausgegeben von Jörg-Ulrich Fechner.
Erschienen bei Fink in München im Jahr 1969; also nicht mehr taufrisch. Aber da es ja im wesentlichen eine Stoffsammlung ist, vom Herausgeber ergänzt um eine kurze Einführung und eine knappe Geschichte des Sonetts, versehen mit einigen Anmerkungen; kann man den Band auch heute noch mit Gewinn zur Hand nehmen. Vor allem die aus den verschiedenen Jahrhunderten zusammengetragenen, zeitgenössischen Meinungen zum Sonett geben einen lehrreichen, weil unmittelbaren Blick auf die Gattungsentwicklung. Gottfried August Bürger, der das Sonett nach einer längeren Pause in Deutschland wieder beliebt machte, schrieb zum Beispiel dazu dieses:
Das Sonett ist übrigens eine sehr bequeme Form, allerlei poetischen Stoff von kleinerem Umfange, womit man sonst nichts anzufangen weiß, auf eine sehr gefällige Art an den Mann zu bringen. Es nimmt nicht nur den kürzeren lyrischen und didaktischen sehr willig auf, sondern ist auch ein schicklicher Rahmen um kleine Gemälde jeder Art, eine artige Einfassung zu allerlei Bescherungen für Freunde und Freundinnen.
Oha. Das klingt ja bald nach „Resteverwertung“. Dementsprechend haben die wahren Sonettisten Bürger diese Sätze meist übel genommen und tun das immer noch … Dabei hat er doch recht, der Mann.