Zum Vers an sich ist inzwischen fast alles gesagt. Zeit also, sich der Beziehung zwischen den Versen zuzuwenden, und das meint: dem Zeilensprung.
Der verhält sich hier wie bei allen anderen Versen auch (wobei ihn sicher ein Versmaß wie der Trimeter sparsamer verwendet als der Blankvers), kann aber in Hinsicht auf die Versbewegung eine wichtige Rolle spielen! Denn, keine Frage: Eine der Schwierigkeiten des Verses ist die doppelt besetzte Eingangssenkung – dagegen wehrt sich das Deutsche etwas, und man muss als Verfasser doch einigen Widerstand überwinden. Der Zeilensprung kann dabei helfen!
Es ist Kümmernis-Nacht, und der Vollmond wirft
Sein gespenstisches Licht auf das Schloss; aus dem Tor,
An den Graben heran kommt Schemel, der Narr,
Denn es flieht ihn der Schlaf, und die Nacht wird ihm lang –
Sie zu kürzen, besucht er die Frösche.
Die bemerken ihn nicht; von den Bergen herab
In den Wald, und zum Schloss, und dann weiter ins Land
Zog abends, und trug in die Ferne der Schar
Wehmütigen Sinn:
Ein Erschauern, ein Wispern von nacktem Gebein,
Das die Knochenfrösche verkündet.
Das ist, mal wieder, ein eher sinnfreies Stück zum „Königreich von Sede“ aus der Übungskladde. Quatsch, aber geeignet, um einige Dinge zu verdeutlichen?!
Der Vers ist ohnehin etwas zu kurz, um einen längeren Satz aufnehmen zu können; durch den Zeilensprung fällt dann der Neueinsatz am Versbeginn leichter, da zum Beispiel Nebensätze („Denn …“), darunter auch Relativsätze („Das …“), eine unbetonte Silbe gleichsam vorgeben, an die leicht „angebaut“ werden kann. Außerdem können mit zwei unbetonten Silben beginnende Satzteile an die Spitze des Verses treten, die dort nur schwer stehen könnten, begönne der Satz dort. Das alles sind keine sehr scharfen Zeilensprünge, weil ja zumindest die Grenze zwischen den Sinneinheiten beachtet wird; und so bekommt der Text Lebendigkeit und Abwechslung, während der Verfasser sich die Arbeit erleichtert. Was aber nicht heißt, dass keine heftigen Zeilensprünge vorkommen können hier und da; „der Schar // Wehmütigen Sinn“ zum Beispiel fügt sich ganz brauchbar ein, scheint mir?!
Jedenfalls ist das ein Punkt, den man im Auge haben sollte. Auch hier gilt: Versuchen, was geht und dem eigenen Geschmack entspricht, sich einfinden und vertraut werden. Der Vers bietet, ich erwähnte es, dem Schreibenden einigen Widerstand; aber gerade das macht ihn geeignet, sich über Fragen der Versbewegung Klarheit zu verschaffen!