In diesem abschließenden Beitrag möchte ich noch einige „zeitgenössische Ioniker“ vorstellen. Ich bitte mir nachzusehen, dass es meine eigenen sind – ich wüsste im Augenblick nicht, wo ich mir andere beschaffen könnte …
Die folgenden Verse sind „Ein-Vers-Gedichte“, also Einzelverse ohne irgendeinen Zusammenhang. Manchen sieht man auch an, dass sie als Übungsverse geschrieben wurden; andere würde ich als vollwertige Gedichte gelten lassen. Aber ich hoffe, den typischen „Ioniker-Klang“ haben sie alle!
Dein Hirn juckt, und dir fällt ein Vers ein – doch warum? Nun: du kratzt dich.
Es braucht Mut. Wofür, wann? Das ist unklar, doch ich weiß eins: Es braucht Mut.
Ein Tanzschritt sei dein Lied, den das Wort mit dem Wort macht; aus Freude.
Was aufgeht, ist der Knopf, ist die Rechnung, ist schmackhaft: der Kuchen.
Ein Gesicht, das der Angstschweiß herabrinnt: wie der Frühtau die Rose.
Umsonst klang das Gedicht auf, umsonst sang es den Wohllaut den Tauben.
Die Uhr tickt. Sie schlägt zwölf. Vergeht Zeit, wenn die Uhr schweigt? Wer misst das?
Ein Wehklagen, und Gott, wie so oft: um ein Trostwort verlegen.
Der Kleinmut der Magie, die das Breitschwert in die Streitaxt verwandelt.
Das Kernstück des Gedichts ist Geduld; wie der Herzschlag Geduld hat.
Wer den Kopf in den Sand steckt, ist dem Strauß hörig, wer’s nicht tut – dem Sprichwort.
Ein beidhändig geschwungenes Schwert, das ein Ziel sucht und findet.
Im Baum tagt es, schon krächzt Krähe um Krähe dem Schwarm zu: Ich lebe!
Ein Gedicht ist ein Wort, dem ein Wort folgt, und ein Schlusswort; und Stille.