Walther Killy: Wandlungen des lyrischen Bildes
In diesem kleinen, handlichen Bändchen wird die Frage nach dem Wesen des Bildes bei Goethe, Hölderlin, Brentano, Mörike, Trakl, Benn und Brecht gestellt und anhand vieler Gedichte beantwortet; dabei bleibt der Blick immer auf den Veränderungen, die das dichterische Bild dabei durchmacht. Ich fand das ganze sowohl inhaltlich beachtlich als auch angenehm zu lesen, kann schon älteren Band (zuerst 1956 erschienen bei Vandenhoeck & Ruprecht) also durchaus empfehlen. Etwas lästig ist, dass Killy für die gelegentlichen englischen und französischen Zitate keine Übersetzung beigibt (für die altgriechischen schon), aber das ist verschmerzbar.
Ein kurzer Abschnitt über Georg Trakls Dichtung, der einen ersten Eindruck gibt:
Wir haben es mit einer Welt reiner Poesie zu tun, welche die alten Dinge und Bilder als Chiffren für ihre immanenten Beziehungen, für ihre schwermütig-herrlichen kaleidoskopischen Spiele benutzt. Auf diese Weise bringt Trakl den deutschen Vers nochmals zum Sprechen und die Bilder zum rätselhaften Leben. Es geht ein großer Reiz vom Vertrauten aus, wenn man es zum Geheimen verwandelt findet. Aber die Sprache kommt an eine Grenze, jenseits derer die völlige Auflösung der realen Zusammenhänge und des Sinns des Wortes liegt, das Weltbemächtigung und Mitteilung will.