Die Korrelation (5)

Das folgende Sonett ist sehr, sehr berühmt und stammt von Francesco Petrarca; die sich anschließende Übersetzung hat Hugo Friedrich verfasst. Während sich im letzten vorgestellten Korrelationssonett eine dreigliedrige Korrealtion sehr kunstvoll, aber eben auch sehr auffällig durch die Verse zog, benutzt Petrarca nur eine zweigliedrige Korrealtion, die er so zu handhaben weiß, dass sie den Text zwar spürbar gliedert, ihn aber nicht ausschließlich bestimmt. Große Vers- und Sprachkunst!

Inhaltlich geht es um einen Traumbesuch von Petrarcas inzwischen verstorbener Herrin „Laura“:

 

Né mai pietosa madre al caro figlio
né donna accesa al suo sposo dilecto
die‘ con tanti sospir‘, con tal sospetto
in dubbio stato sí fedel consiglio,

come a me quella che ‚l mio grave exiglio
mirando dal suo eterno alto ricetto,
spesso a me torna co l’usato affecto,
et di doppia pietate ornata il ciglio:

or di madre, or d’amante; or teme, or arde
d’onesto foco; et nel parlar mi mostra
quel che ’n questo vïaggio fugga o segua,

contando i casi de la vita nostra,
pregando ch’a levar l’alma non tarde:
et sol quant’ella parla, ò pace o tregua.

 

Nie gab wohl eine Mutter ihrem Sohn,
Nie ihrem lieben Gatten eine Gattin
Mit soviel Innigkeit, mit solchem Bangen
In ernst bedrängter Lage hilfreich Rat,

Wie sie mir gibt, wenn aus der ew’gen Stätte,
Der hohen, sie auf mein Verbanntsein blickt
Und mir erscheint in altgewohntem Fühlen,
Das Aug‘ von doppeltem Erbarmen schön,

Der Mutter wie der Liebenden, voll Angst,
Voll reiner Glut; spricht sie, so ists ein Wink,
Was ich hienieden tun soll und was meiden.

Sie zählt mir her die Unbill dieses Lebens,
Fleht, dass ich nicht zu spät mich aufwärts höbe,
Und nur wenn sie spricht, ruh‘ ich oder harre.

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