Claus Schuppenhauer: Der Kampf um den Reim
in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts.
Erschienen 1970 bei Bouvier u. Co verhandelt dieser Band sicherlich einen Gegenstand, der nicht jedem sinnvoll erscheinen wird. Trotzdem steckt einiges drin!
In den ersten beiden Kapiteln geht es um die Geschichte des Reims in Frankreich, England und Deutschland; das dritte Kapitel widmet sich dann dem eigentlichen Inhalt, eben dem „Kampf um den Reim“.
Das bedeutet für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der nahezu jedes Gedicht gereimt war: Das Aufkommen neuer Gedanken, die Dichtung betreffend, und dazu zählend die Reimlosigkeit von Versen; und dann in der Entgegnung darauf die Verteidigung des bisher gültigen.
Die dabei bezogenen Stellungen sind für sich schon nachdenkenswert; Aber auch die Handelnden als Menschen sind einen Blick und Gedanken wert, sogar angesichts des „Literaturkriegs“, zu dem sich die Auseinandersetzung bald auswuchs. Man wusste zu streiten, damals!
Und auch einige nette Verse werden geboten, wie zum Beispiel diese vier Alexandriner von Wilhelm Rabener:
Fort, Musen! Reißt den Blitz aus eures Vaters Hand!
Es ist die höchste Zeit. Nehmt Donner, Keil und Brand,
Und kommt, und kämpft, und siegt, und schlagt die Feinde nieder,
Und schützt den lieben Reim, das Hauptwerk deutscher Lieder!
Das klingt heute sehr altertümlich?! Die trotzdem spürbare Dringlichkeit ist jedenfalls nur vorgetäuscht in parodistischer, satirischer Absicht – „Es lebe, was sich reimt!“, wie es später ebenso schön wie scheinheilig heißt.
Aber wie gesagt: Will man die ganzen 400 Seiten angehen, braucht es wohl eine gewisse Begeisterung für die Geschichte der deutschen Dichtung. Was keineswegs heißen soll, der Band sei für das Heute verloren; denn einen „Kampf um den Reim“ kann man im 21. Jahrhundert auch führen – nur dann unter umgekehrten Vorzeichen: Wie dem Reim wieder Geltung verschaffen in einer Dichtung, die von ihm so wenig wissen will wie die Dichtung des beginnenden 18. Jahrhunderts von ungereimten Versen?!