Bücher zum Vers (43)

Stephen Fry: Feigen, die fusseln. Entfessle den Dichter in dir.

Erschienen 2008 bei Aufbau, ist „Feigen, die fusseln“ ein Mut-Mach-Buch in Bezug auf das Dichten; Fry nimmt sich gleich zu Beginn viel Zeit, dem Leser erst die Angst vor den Versen zu nehmen und ihn dann zu begeistern. Danach folgt über mehr als vierhundert Seiten eine Einführung in die handwerklichen Grundlagen der Versemacherei.

Ein ganz brauchbarer Band – eigentlich; leider findet sich in der deutschen Fassung auch weniger Gelungenes.

– Das englische Original bezieht sich auf die englische Dichtung, die aber an manchen Stellen andere Wege geht als die deutsche; und es benutzt die Begriffe der englischen Metrik, die nicht immer deckungsgleich sind mit denen der deutschen. Das alles „Wort für Wort“ ins Deutsche zu übertragen wird der deutschen Dichtung daher nicht immer gerecht.

– Die Übersetzung ist mal schlecht, mal überfordert: Verse, die im englischen Original als Beispiel für einen bestimmten Sachverhalt dienen, müssen dem Sinn nach passend wiedergegeben werden, und darüber hinaus auch den Sachverhalt verdeutlichen. Das gelingt oft nicht.

– In der Darstellung der „metrischen Muster“ gibt es immer wieder Fehler.

Nun ist nichts davon wirklich schlimm; man kann mit dem Buch immer noch arbeiten und einigen Gewinn davon haben, macht man gerade seine ersten Schritte als Verseschmied. Trotzdem ist es vielleicht ein Gedanke, sich gleich an das Original zu halten:

Stephen Fry: The Ode Less Travelled. Unlocking the Poet Within.

2007 bei Arrow erschienen, ist es ein englisches Buch über die englische Dichtung und frei von allen Schwächen, die sich aus der Übersetzung ins Deutsche fast zwangsläufig ergeben. Was davon für das eigene deutsche Dichten brauchbar ist, kann der Leser im jeweiligen Fall ja anhand deutscher Quellen weiter bedenken.

(Ein Frys Buch entsprechender Band über die deutsche Dichterei wäre, finde ich, ein wirklich guter Gedanke!)

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