August Heinrich Hoffmann von Fallersleben war, im Guten gesagt, ein Mensch, der sich nicht scheute, Schwierigkeiten und Probleme an- und auszusprechen; Im Schlechten gesagt war er ein Nörgler. Mit über 70 – das „Lied der Deutschen“ hatte er schon 30 Jahre früher verfasst – hat er eine Reihe von Blankvers-Texten geschrieben, darunter auch, am heiligen Abend 1870, „Die Schrubbistinnen“. Den mag und soll jeder einordnen, wie er möchte … Hier der Beginn:
Die Reinlichkeit ist gut und lobenswert,
Notwendig auch, das ist einmal gewiss.
Ein Haus von innen wie von außen rein,
Das ist ein gutes Zeugnis für den Wirt,
Für das Gesind und für die Frau vom Haus,
Ein schöner Willkomm für den Freund und Gast.
Wohin man sieht, ist alles rein und nett,
Kein Staub und Schmutz auf Tisch und Stuhl und Bank,
Fußböden, Wände, Türen, ja sogar
Die Hausflur und die Treppen sind geschrubbt
Und alle Fenster spiegelblank geputzt.
’s ist eine Lust, in solchem Haus zu sein!
Es heimelt einen so behaglich an,
Und mancher denkt: Ach, hätt ich’s so doch auch!
Was aber drum und dran, das denkt er nicht.
Wie mancher Hausfrau ward’s zur Leidenschaft,
Dass sie vom Schrubben niemals lassen kann.
Kein Wetter ist zu schlecht, geschrubbt muss sein.
Fleht auch der Mann, was hilft’s? Geschrubbt muss sein,
Und liest man’s aus den Augen auch dem Gast,
Wie unlieb ihm der Wirrwarr ist: Geschrubbt muss sein.
Ähnlich „sauber“ auch Hoffmanns Vers? Eigentlich schreibt er hier keinen wirklichen Blankvers, da er auf unbetonte Versausgänge vollständig verzichtet und auch die dem Blankvers wesenseigenen Auflockerungen überhaupt nicht in Anspruch nimmt (will man nicht „Fußböden“ als Abweichung ansehen). Trotzdem wirkt der Vers beweglich und vielgestaltig; es macht Spaß, ihn zu lesen und zu hören?!