Horst Joachim Frank: Handbuch der deutschen Strophenformen
Ein Band, der sowohl für die, die sich mit strophischer – gereimter wie ungereimter – Dichtung eher historisch beschäftigen, als auch für die, die heute noch selbst strophische Gedichte schreiben, eigentlich unentbehrlich ist.
Das Handbuch ordnet die Strophen nach fünf einfachen Bestimmungen: 1. Zeilenzahl, 2. Anzahl der Hebungen in jedem Vers, 3. Verseingang, 4. Versfüllung und 5. Kadenzenfolge. Das sorgt für große Übersichtlichkeit und schnelle Auffindbarkeit.
Insgesamt sind so 17 zweizeilige, 7 dreizeilige, 126 vierzeilige, 15 fünfzeilige, 51 sechszeilige, 11 siebenzeilige, 48 achtzeilige, 3 neunzeilige, 9 zehnzeilige, 2 elfzeilige, 5 zwölfzeilige, 2 dreizehnzeilige Strophen erfasst, samt einer vierzehnzeiligen Strophe; insgesamt also ziemlich genau 300 Strophen.
Zu allen diesen gibt Frank die Herkunft an (so weit bestimmbar) und zeigt auf, in welchen Zeiträumen die Strophen von wem für welche Inhalte vewendet und mit welchen Absichten benutzt wurden. Fast noch wichtiger sind für den selbst Schreibenden aber die Hinweise darauf, wie die jeweilige Strophe „tickt“, was also die z.B. die Verslänge oder die Verteilung von betonten und unbetonten Silben für Auswirkungen auf die Satzstrukturen hat, die sich darüber errichten lassen, und derlei mehr.
Allen diese Hinweisen beigegeben sind die Titel einiger ausgewählter Gedichte, mit deren Hilfe man sie sich verdeutlichen kann. Natürlich sind die Hinweise, je nach Wichtigkeit der Strophe, mal mehr, mal weniger ausführlich; immer aber tragen sie sehr zum Verständnis der jeweiligen Strophe bei.
Obwohl 300 Strophen schon eine große Menge sind, bleiben sehr viele andere Strophen unbeachtet – hier wurde unter dem Gesichtspunkt der Häufigkeit ausgewählt. Aber es ist ganz einfach, nach dem vorgestellten Ordnungssystem selbstständig weitere Strophenformen einzugliedern, so dass man sich nach und nach eine noch umfangreichere, auskunftsstärkere Sammlung anlegen kann.
Leider gibt es den fast 900 Seiten starken Band wohl nur noch gebraucht zu erstehen, aber wer die Gelegenheit dazu hat, sollte auf jeden Fall zugreifen! Erschienen ist der Band 1980 bei Hanser und zuletzt 1993 bei UTB.