„Der Kaiser von China spricht:“ ist ein ziemlich bekanntes Gedicht von Hugo von Hofmannsthal; über das man auch viel nachlesen kann, zum Beispiel über das zugrundeliegende China-Bild oder Hofmannsthals Vorstellungen bezüglich seiner Dichtung und der Dichtung im allgemeinen – zwei Möglichkeiten dafür wären Balsam für die europäische Kultur oder die Ausführungen Dieter Schreys (ein gutes Stück die Seite runter).
Aber man kann das Gedicht sicherlich auch mit Blick auf die Art anschauen, wie Hofmannsthal den Vierheber benutzt hat:
In der Mitte aller Dinge
Wohne Ich, der Sohn des Himmels.
Meine Frauen, meine Bäume,
Meine Tiere, meine Teiche
Schließt die erste Mauer ein.
Drunten liegen meine Ahnen:
Aufgebahrt mit ihren Waffen,
Ihre Kronen auf den Häuptern,
Wie es einem jeden ziemt,
Wohnen sie in den Gewölben.
Bis ins Herz der Welt hinunter
Dröhnt das Schreiten meiner Hoheit.
Stumm von meinen Rasenbänken,
Grünen Schemeln meiner Füße,
Gehen gleichgeteilte Ströme
Osten-, west- und süd- und nordwärts,
Meinen Garten zu bewässern,
Der die weite Erde ist.
Spiegeln hier die dunkeln Augen,
Bunten Schwingen meiner Tiere,
Spiegeln draußen bunte Städte,
Dunkle Mauern, dichte Wälder
Und Gesichter vieler Völker.
Meine Edlen, wie die Sterne,
Wohnen rings um mich, sie haben
Namen, die ich ihnen gab,
Namen nach der einen Stunde,
Da mir einer näher kam,
Frauen, die ich ihnen schenkte,
Und den Scharen ihrer Kinder,
Allen Edlen dieser Erde
Schuf ich Augen, Wuchs und Lippen,
Wie der Gärtner an den Blumen.
Aber zwischen äußern Mauern
Wohnen Völker meine Krieger,
Völker meine Ackerbauer.
Neue Mauern und dann wieder
Jene unterworfnen Völker,
Völker immer dumpfern Blutes,
Bis ans Meer, die letzte Mauer,
Die mein Reich und mich umgibt.
Dabei geht es dann um dieselben Fragen wie immer beim Vierheber:
– Welche Verse zum Beispiel betont schließen, und warum; manchmal schließt mit ihnen ein Sinnabschnitt, was ja üblich ist, manchmal fließt der Satz aber auch einfach weiter:
Namen, die ich ihnen gab,
Namen nach der einen Stunde,
Da mir einer näher kam,
– Was wiederholt wird, und wie es wiederholt wird:
Spiegeln hier die dunkeln Augen,
Bunten Schwingen meiner Tiere,
Spiegeln draußen bunte Städte,
Dunkle Mauern, dichte Wälder
– Wo der Text gehäuft die Deckung von metrischer Einheit und Worteinheit zulässt, die deutlich hörbare, eigentlich eher unerwünschte „Klapperei“:
Aber zwischen äußern Mauern
Wohnen Völker meine Krieger,
Völker meine Ackerbauer.
– Wie abwechslungsreich die unbetonte Schlusssilbe gestaltet ist, wie oft trägt sie wie viel an Nebenbetonung:
Bis ins Herz der Welt hinunter
Dröhnt das Schreiten meiner Hoheit.
Stumm von meinen Rasenbänken,
Grünen Schemeln meiner Füße,
Ich denke, da kann man sich einiges abschauen bei Hofmannsthal; und für die eigenen Vierheber nutzbar machen?!