In Gottfried Kellers „Schwurgericht“ schickt eine vielbeschäftigte Mutter ihren kleinen Sohn, damit er dem nicht allzuweit entfernt arbeitenden Vater das Versperbrot bringt; der Junge zieht mundharmonikaspielend los.
Schon weit ist er; doch über Korn und Klee
Tönt weich und sanft, wie all der blaue Himmel,
Sein einfach Lied nun aus dem Feld herüber:
Der Kinderpuls, ein Lufthauch und die Ferne,
Sie schaffen eine rührend zarte Weise,
Die, fast verwehend jetzt, dann leise schwillt.
Und weil die Mutter hier noch steht und horcht
Und denkt, nun hat er wohl den Forst betreten,
Vernimmt der Vater drüben schon die Töne
Und kennt sein Vögelchen an dem Gesang.
Er lauscht erfreut – auf einmal bricht es ab,
Und stumm bleibt ewig dieser Kindermund!
Kein Knäblein kommt zum Vater, keines kehrt
Zur Mutter abends mit dem Müden wieder.
– Der Junge ist ermordet worden, wie sich im weiteren herausstellt. Ich mag die Art, wie Keller die Begebenheit erzählt und die böse Tat eben zwischen Mutter und Vater geschehen lässt; und seine ganz unaufgeregten, weichen, fließenden Verse.
„Und weil die Mutter“ – hm. Ist „Derweil“ gemeint?! Wirklich begründend kanns ja eigentlich nicht sein.