Noch einmal Theodor Fontane – geht es um den Knittel, führt an ihm kein Weg vorbei! „Die Frage bleibt“ ist ein recht bekanntes und sehr kurzes Gedicht, in dessen nur drei Reimpaaren aber trotzdem einige der Besonderheiten des Knittels hörbar werden:
Halte dich still, halte dich stumm,
Nur nicht fragen, warum? warum?
Nur nicht bittere Fragen tauschen,
Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen.
Wie’s dich auch aufzuhorchen treibt,
Das Dunkel, das Rätsel, die Frage bleibt.
Im ersten Vers setzt Fontane zwei betonte Silben nebeneinander, nur durch die Zäsur getrennt; der inhaltliche Einschnitt schafft hier zwei „Choriamben“, also zwei allgemein als stark und schön klingend geltende Einheiten!
Halte dich still, halte dich stumm,
X x x X / X x x X
Da lässt sich einiges an Wirkung erzielen, und Fontane hat diese Möglichkeit auch häufiger genutzt – „Andre sind reich, ich bin arm„, „X x x X / X x X“ findet sich zum Beispiel in „So und nicht anders“.
In V4 ist ein klein wenig unsicher, welche Silbe die zweite Betonung trägt – am wahrscheinlichsten das „doch“, aber das „nur“ kommt auch in Frage, denke ich; dann hat der Vers eine dreisilbig besetzte Senkung, aber das klngt gar nicht mal so übel?!
V6 beginnt, als einziger der sechs Verse, mit einer unbetonten Silbe.