Das Alexandriner-Couplet

Zu Goethes Zeiten war es schon üblich, Epigramme in Distichen zu schreiben. Eines seiner eigenen Distichen aus dem Nachlass liest sich so:

 

Wenn ich den Dieben gebellt, Liebhabern hab ich geschwiegen,
Und so begünstigten mich beide, der Herr und die Frau.

 

Kein wirklich überzeugendes Epigramm?! Und auch der Inhalt ist schon früher dargestellt worden; schon von Martin Opitz! Zu dessen Zeit war der bevorzugte Rahmen für das Epigramm das Alexandriner-Couplet, also ein Verspaar dieser Art:

x X / x X / x X || x X / x X / x X / (x)
x X / x X / x X || x X / x X / x X / (x)

Darin klingt derselbe Inhalt dann so:

 

Grabschrift eines Hundes

Die Diebe lief ich an, den Buhlern schwieg ich stille.
So ward vollbracht des Herrn und auch der Frauen Wille.

 

… Und wenn ich mich entscheiden müsste: Hier wäre ich für das altehrwürdige Barock-Epigramm. Die Dichter des 17. Jahrhunderts wussten mit ihrem Leib-und-Magen-Vers, dem Alexandriner, umzugehen; und gute Epigrammatiker gab es damals auch. Einige!

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