Erzählverse: Der Hexameter (89)

Ich habe einen weiteren Text ins „Hinterzimmer“ gestellt, eine kurze Beschreibung des Hexameters durch Johann Gottfried Herder – sicher jemand, auf den man achten kann in solchen Fragen: Die allgemeinen Regeln des Hexameters.

Und wenn ich schon gerade bei Herder bin – hier noch eine bemerkenswerte Feststellung von ihm aus seiner Rezension der Oden Klopstocks:

Sonderbar ist’s, dass selbst bei zwei Autoren in einer Sprache der Wohlklang eines Silbenmaßes nicht derselbe ist, und in seinem zartesten Wuchse kaum Vergleichung leidet. Ein Choriambe Klopstocks und Ramlers scheint bei gleich vorgezeichnetem Maße gar nicht das gleiche Ding zu sein, und man versuche nur, zwei Oden beider nacheinander zu lesen. So Klopstocks und Kleists Hexameter, obgleich beide sehr wohlklingend sind: so Klopstock und die Noachide, obgleich in der letzten Ausgabe dieser das Silbenmaß mit vieler Kunst zugerichtet worden. So Horaz und Catull, Virgil und Lukrez u.s.w. Alles wird bloß Werkzeug der Seele, die eine gewisse Farbe der Komposition, eine Stärke oder Schwäche, Fluss oder Strom auch bis ins Silbenmaß überträgt — wir wünschten die Sache mehr untersucht und tiefer charakterisiert.

„Kleists Hexameter“ – das ist der in (87) vorgestellte Vers, den Herder hier mit dem „richtigen“ Hexameter Klopstocks zusammennimmt; „Noachide“, das wird Bodmers in Hexametern geschriebener „Noah“ sein, den Lessing in (49) besprochen hat?!

Dem am Schluss geäußerten Wunsch, jedenfalls: schließe ich mich an! Da liegt viel verborgen.

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