Nach Alkäus, dem „Erfinder“ der alkäischen Strophe, und Horaz, der die Form so meisterhaft gehandhabt hat, muss nun eigentlich Klopstock vorgstellt werden und eine seiner alkäischen Oden. Allerdings lesen sich diese heutzutage doch recht seltsam; und lang sind sie im allgemeinen auch … Ich belasse es daher bei zwei Strophen aus „Verschiedne Zwecke“, der sechsten und der siebten:
Gleich einer lichten Wolke mit goldnem Saum
Erschwebt die Dichtkunst jene gewölbte Höh‘
Der Heitre, wo, wen sie emporhub,
Reines Gefühl der Entzückung atmet.
Auch wenn sie Nacht wird, flieht der Genuss doch nicht
Vor ihren Donnern; feuriger letzt er sich!
Drauf schwebt sie, schöner Bläue nahe
Nachbarin, über dem Regenbogen.
Ja. So ist sie, die Dichtkunst … „Letzen“ meint „sich erquicken“, „sich erfreuen“?! Aber wenn man sich von der eigenartigen Bildlichkeit löst und der Bewegung nachhört, stellt man fest, dass Klopstock den Satz sicher durch die Strophe führt, mit etwas Spannung, aber nicht zuviel; und alles einen festen, schönen Klang hat.
Aber selbst wenn seine Oden heute nicht mehr recht verständlich sind – die Leistung, die antiken Formen endgültig für die deutsche Dichtung gewonnen zu haben, kann Klopstock niemand mehr streitig machen!