Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte, trafen sich Dr. Sotz und Heinrich erneut an der Parkbank. Der Doktor hatte wieder seinen großen Rucksack dabei, der zum Bersten voll war; Heinrich holte aus seinem bescheideneren Rucksack belegte Brote hervor und eine große Thermoskanne grünen Tees, und während es langsam hell wurde, frühstückten die beiden schweigend.
Schließlich ging Dr. Sotz daran, seinen eigenen Rucksack auszupacken, und förderte neben dem Spielzeugroboter noch ein Dutzend weiterer kleiner Roboter zu Tage, bewaffnet mit Spitzhacken und Schaufeln; die sahen seltsam aus.
„Haben Sie sich etwa die ganze Nacht um die Ohren geschlagen, um diese Kerlchen zu bauen?“, frage Heinrich.
„Das hätte ich vermutlich getan, hätte ich kein Hirn … Ich habe aber eins und daher lieber den einen Roboter, den ich schon hatte, so umgebaut, dass er das Dutzend Gräber bauen konnte; und bin Schlafen gegangen.“
„Und angesichts der zahlreichen roten Zipfelmützen und weißen Rauschebärte nehme ich an, ihr blecherner Handlanger hat dabei die Gärten der Nachbarschaft geplündert?“
„Erstens ist das aus geschmacklichen Gründen eine Tat, für die alle Nachbarn mir danken sollten; zweitens werde ich ihnen, wenn wir hier fertig sind, ihre Gartenzwerge zurückerstatten und denke, sie werden diese bei der Gartenpflege als nützlich empfinden. Jetzt aber los!“
Dr. Sotz verteilte die Roboterzwerge an der Stelle, unter der er die Ursache für all die Seltsamkeiten der vergangenen Tage vermutete, und sofort begann das eifrige Dutzend, sich schaufelnd und hackend in die Tiefe zu arbeiten.
Der Spielzeugroboter schaffte die Erde beiseite, und schon bei den ersten kleinen Erdbewegungen gab er erneut Wörter zum Besten:
„Schraubstock … Bahnsteig … Rundfunk … Grundzweck …“
Dr. Sotz und Heinrich sahen dem geschäftigen Treiben nebeneinanderstehend zu. „Es ist bisher nur eine Vermutung, aber wenn sie zutrifft, werden die Wörter, die er ‚empfängt‘, mit zunehmender Grabtiefe älter werden; die älteren Erdschichten entsprechen dabei älteren Sprachschichten, wenn sie so wollen!“
„Kopfschmuck … Singsang … Schwermut … Kriegsknecht … Stammsitz … Jagdhund …“
„Hören Sie, Heinrich! Es scheint wirklich in diese Richtung zu gehen!“
„Schiffsbauch … Eiland … Seemann … Fockrüst … Sturmbö … Kreuztopp … Sandglas … Klarschiff … Wundarzt … Lotgast … Beiboot … Großmast …“
„Nanu!“, murmelte Dr. Sotz und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den kleinen Roboter. „Seefahrtsausdrücke?“
„Dass mir gut Richtung genommen wird!“
„Das ist seltsam, Heinrich … Unsere Stadt hat doch nie Verbindungen zur Seefahrt gehabt – oder doch?!“
„Warten, bis ihr das Ziel vor Kimme und Korn habt!“
„Sie sind mir keine wirkliche Hilfe, Heinrich – und überhaupt, was reden Sie da die ganze ZeiUMPFF!“
Dr. Sotz presste es sämtliche Luft aus der Lunge, als Heinrich, „Runter!“ schreiend, ihn ansprang und zu Boden riss, gerade noch rechtzeitig, ehe es hinter ihnen gewaltig losdonnerte! Der verdutzte Wissenschaftler verspürte einen scharfen Luftzug oberhalb seiner Denkerstirn (die wenigen verbliebenen Haarsträhnen tanzten wild umher), und über die Schulter blickend bemerkte er einen in Pulverqualm gehüllten Achtzehnpfünder, wie er um 1800 in Gebrauch war, und Seeleute, die um die Kanone herumwuselten, all das aber seltsam verschwommen und farblos.