Iambische Vierheber sind eigentlich Reimverse! Sie wurden und werden zwar auch ungereimt & gereiht eingesetzt, aber die Menge der Texte, die so vorgehen, ist doch gering.
Eigentlich schade: Denn wirkungsvoll ist der Vierheber auch hier, es entstehen angenehm unaufdringliche Verse, deren Gestaltung und Bewegung immer wahrnehmbar ist, sich aber nie zu sehr in den Vordergrund drängt.
Gegenüber dem „großen Verwandten“, dem fünfhebigen Blankvers, fällt dabei die weitestgehende Abwesenheiten der vielen metrischen Ausnahmen auf, die den längeren Vers so vielgestaltig machen! Der Vers hat also so gut wie immer diese Gestalt:
x X / x X / x X / x X
Als erstes Beispiel nun Conrad Ferdinand Meyers „Das Seelchen“:
Ich lag im Gras auf einer Alp,
In sel’ge Bläuen starrt‘ ich auf –
Mir war, als ob auf meiner Brust
Mich etwas sacht betastete.
Ich blickte schräg. Ein Falter saß
Auf meinem grauen Wanderrock.
Mein Seelchen war’s, das flugbereit,
Die Schwingen öffnend, zitterte.
Wie sind die Schwingen ihm gefärbt?
Sie leuchten blank, betupft mit Blut.
Spannend auch, dass Meyer mehrere Fassungen dieses Textes geschrieben hat, und die ersten davon in Reimstrophen verfasst waren; am Ende stand dann aber der ungereimte, unstrophische iambische Vierheber.