Eine Begegnung im Park (8)

Siebter Teil

„Nun gut“, lenkte Heinrich ein, „lassen Sie uns zu den Ereignissen im Park zurückkehren.“

Dr. Sotz wandte sich erst der Bedienung zu, „Noch zwei Tee, bitte!“, dann wieder seinen Unterlagen. „Was fehlt denn noch … Ach ja, die Kanone. Wissen Sie, Heinrich, je länger ich darüber nachdenke, desto verdächtiger erscheint mir diese kleine Einzelheit unseres Abenteuers!“

„Wieso?“, fragte Heinrich. „Der Bezug zu Klopstock ist doch klar: Er hat drei Jahre in Dänemark gelebt, und die Geschützbedienung stammte offensichtlich aus Dänemark …“

„Sicher, sicher. Aber die Frage ist doch: „Warum ist die Kanone aufgetaucht? Warum überhaupt, und warum in diesem Augenblick?!“

Heinrich runzelte die Stirn. „Gute Frage … Irgendein fernes Echo auf Gewalt in Klopstocks Schriften?

Posaunrufen der Heerlager, die ernstanbetend
Fortzogen, umscholl wehdrohend der Palmstadt Türme;“

„Der Todstag kam dunkel“, führte Dr. Sotz das Zitat fort, während er die bestellten Tee annahm und bezahlte,

„und des Herrn Heer zog
Und es sank fürcherlich aufdonnernd Jericho!

Ja, ich kenne die Strophe … Aber nein, zu wenig, zu harmlos. Inzwischen glaube ich auch gar nicht mehr, der Schuss galt uns; sondern ganz gezielt der Mütze des Parkwächters!“

„Hm, ‚gezielt‘ nicht nur im Sinne von ‚Kimme und Korn‘, sondern in Sinne eines planenden Willens?! Dr. Sotz, jetzt lassen Sie Ihrer Vorstellungkraft aber die Zügel allzu locker.“

„Vielleicht. Aber denken Sie außerdem an den Klopstock-Kopf. War es wirklich reiner Zufall, dass uns das Gesicht zugewandt war und wir nicht den Hinterkopf gesehen haben?!“

Heinrich war einen Augenblick lang sprachlos. „Warten Sie … das bedeutete ja, zuerst ist wer oder was auch immer auf Ihren Roboter aufmerksam geworden, als Sie ihm im Park das Dichten beibringen wollten. Die Möglichkeit, mit dem Roboter in Verbindung zu treten, wurde dann genutzt, um erst Sie, dann mich neugierig zu machen; wir begannen zu forschen …“

„… und haben gefunden! Und in dem Augenblick, als uns der Parkwächter auf die Pelle rückte, erschien die Kanone und lenkte ihn ab; danach brach, vielleicht unabsichtlich, das Licht hervor und zerstörte alle Hinweise – bis auf den einen, den es dann doch noch zu geben verstand!“

„Aber das heißt dann ja auch, unser kleines Abenteuer ist noch nicht wirklich zu Ende?“

„Wohl kaum. Ich weiß noch nicht genau, wie wir am besten weiter vorgehen, aber wahrscheinlich ist es am geschicktesten, wir teilen uns auf; Sie werden auf den Spuren Klopstocks wandeln, und ich werde mich der Homunkulus-Herstellung widmen … und noch einmal ganz genau die Schaltkreise meines kleinen Freundes hier durchforsten!“

Grimmig schaute Dr. Sotz auf seinen Spielzeugroboter, doch der blickte so unschuldig drein, wie ein Spielzeugroboter nur unschuldig dreinzublicken vermag.

Neunter Teil

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert