„Eine Sache haben wir vergessen“, sagte Heinrich, als er zusammen mit Dr. Sotz das Markt-Cafe verließ und auf den Marktplatz hinaustrat, wo die Bauern und Händler eben ihre Stände abbauten.
„Ja?“
„Dieses seltsam stoffliche Licht … Die Wolke wurde, als sie sich auflöste, vom Wind in Richtung Stadtzentrum getrieben; glauben Sie, davon ist etwas hier angekommen und bemerkt worden?“
„Bemerkt worden eher nicht“, antwortete Dr. Sotz; „angekommen wahrscheinlich schon, nur eben aufgelöst, sprich: verdünnt. Vielleicht tragen die Menschen hier davon etwas auf der Haut, oder haben es mit der Luft eingeatmet … Tragen sie doch mal was aus der ‚Frühlingsfeier‘ vor!“
„Aus der ‚Frühlingsfeier‘?! Ah, verstehe … Da ein Strom des Lichts rauscht!“
„Genau!“ Dr. Sotz lächelte. „Machen Sie!“
Und so stellte sich Heinrich mitten auf den Marktplatz und trug die ersten Verse der Frühlingsfeier vor:
„Nicht in den Ozean der Welten alle
Will ich mich stürzen! schweben nicht,
Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts,
Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn!“
Die Menschen um ihn herum sahen Heinrich zwar verwirrt an, aber gleichzeitig lächelten sie, verträumten Blicks, ganz, als würde ihnen etwas lange vergessenes wieder einfallen.
„Tja, ich denke, das zählt als Beweis: Der ‚Lichtstoff‘ ist anwesend und wirksam, andernfalls wären Sie lauthals ausgelacht worden! Jetzt gehen wir noch einen Apfel suchen mit einem Wurm drin!“
„Mit einer Apfelwickler-Raupe, bitte!“, verbesserte Heinrich.
„Mit einem Wurm“, bekräftigte Dr. Sotz, „noch genauer: mit einem Würmchen!“
Da ging Heinrich ein Licht auf, und als sie an einem der letzten noch verbliebenen Stände einen vielversprechend aussehenden Apfel gefunden hatten, nahm er ihn in die Hand, warf sich in Positur und trug noch einmal aus der ‚Frühlingsfeier‘ vor:
„Aber du Frühlingswürmchen,
Das grünlichgolden neben mir spielt,
Du lebst; und bist vielleicht
Ach nicht unsterblich!“
Auch Dr. Sotz zitierte einen Vers – „Auch das Würmchen mit Golde bedeckt, merk auf!“ -, und als er und Heinrich sich dann ganz nah zum Apfel beugten, erklang aus dem Loch im Apfel tatsächlich ein leises, feines Stimmchen: „Schlaflied.“
Dr. Sotz lachte entzückt auf, verabschiedete sich von Heinrich, erwarb beim Standbesitzer den Apfel und ging fröhlich pfeifend nach Hause, den Kopf schon voll mit neuen Plänen sonder Zahl.