„Asiatischer Trost“ ist ein Gedicht von Carl Spitteler, das seinen Verfasser weder beim Tonfall noch beim Inhalt wirklich verheimlicht?! Nicht, dass das schlimm wäre; ich mag den Text in seiner Kürze und „Gerdeausheit“. Und das auch, weil Spitteler den Blankvers wirkungsvoll einsetzt!
Im Schloss der göttlichen Semiramis
Rief Moloch: „Fordre, es ist dein.“ „Gebieter“,
Erwiderte sie schmeichelnd, „leihe mir
Auf einen einzigen Tag des Weltreichs Zepter.“
Dann sprang sie auf, und eine weiße Taube
Zum Orkus sendend, schrieb sie den Befehl:
„Bindet den Tod und werft ihn in den Kerker.“
Da tobt ein Aufruhr schäumend gegen Himmel:
„Was raubst du uns den Trost, den einzigen,
Der der gequetschten Ohnmacht bleibt: den Trost,
Mit hasserfülltem Blick mitanzusehen,
Wie auch in Pharaoneneingeweiden
Der Tod mit unbarmherzigen Fäusten wühlt,
Den Trost, zu wissen, dass die Würger wechseln?“
„Herr, nimm zurück das Zepter“, seufzte sie.
Die versetzte Betonung „Bindet den Tod“), die doppelt besetzten Senkungen, die unbetonte Silbe auf betonter Versstelle („einzigen„, V9; aber „einzigen“ in V4), die Zeilensprünge, das immer neue Ansetzen („den Trost“): eine abwechslungsreiche Gestaltung, die sich im Vortrag auch wunderbar zur Geltung bringen lässt, ohne dass darüber der Grundvers, die Grundbewegung dem Ohr in Vergessenheit geriete?!