Erzählverse: Der Blankvers (60)

In Gerhart Hauptmanns 1996 bei Propyläen (wieder) erschienenen „gesammelten Werken“  findet sich im vierten Band, „Lyrik und Versepik“, auf Seite 157 der kurze Blankvers-Text „Hylas“:

 

Hylas der Hirte wartet seiner Schafe
im süßen Honigdufte des Hymettos.
Des Hirtenstabes Biegung stützt die Achsel
des schönen Knaben, der in Fernen sinnend
steht, zwischen seinen Fingern eine Wabe,
an der er schlürft. Ist es Apollens Liebling,
einsam verloren in dem Licht des Gottes
und selbst zum Gott erhöht durch seine Liebe?

 

– Keine wirklich ruhigen Verse, auch wenn ein stiller Augenblick gezeigt wird. Zum Ende hin wird die Sprache etwas schlichter, verglichen etwa mit dem Genitiv des ersten Verses; vielleicht liegt es daran, wenn der Text insgesamt einen runden, ausgewogenen Eindruck macht?

Ein schönes Beispiel jedenfalls, wie der Blankvers auch auf eher kleinem Raum wirken kann.

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