„O Phantasie“ – so ruft Friedrich Rückert in seinem „Liedertagebuch“ von 1850 die Vorstellungskraft an; und schon da darf man gespannt sein, wie sich das Reiche, Bunte, Ausschmückende und Überbordende dieses Begriffs denn mit Rückerts oft staubtrockener Art verbinden lässt?!
O Phantasie, aus diesem Nebeljammertal,
Von dessen Brodem mir der Seelenodem stockt,
Komm, flügle mich auf goldner Schwing‘ in ein Gebiet
Von jenen vielen, die dir zu Gebote stehn.
Sei’s nun ein christlich himmlisches Jerusalem,
Sei’s ein aristophanisch Wolkenkuckucksheim.
– Schwer lässt es sich verbinden, scheint mir. Aber trotzdem ein lesbarer Text, im eindeutigsten Rückert-Ton … („in ein Gebiet“, ich glaube, das „ein“ muss ziemlich stark betont werden, damit es den folgenden Vers mittragen kann?! Sonst stünde dieser etwas verloren da.)