Madrigale haben oft eine leichte, tändelnd-verspielte Note; aber nicht alle madrigalisch aufgebauten Texte klingen derartig! Josef Weinhebers Texte ruhen meist mehr als sie sich bewegen, ein Beispiel dafür ist „Die Badende“, die sich im zweiten Band seiner „Sämtlichen Werke“, erschienen 1954 bei Müller, auf Seite 78 findet:
Das Wasser wartete schon grau
der Nacht entgegen. Alles schwieg.
Jedoch im matten Himmelsblau
stand einer Wolke klarer Sieg,
durchsichtig Fleisch und helles Blut:
Wie eine Königin.
Ein Beben ging die Weiden hin,
ganz leis.
Die wunderbare Wolke stieg
in ihrem Abglanz, gliederweiß,
unirdisch, in die Flut.
Eindeutig madrigalisch gebaut – freie Anordnung der Reime (allerdings fehlen Waisen), unterschiedliche Verslängen! Trotzdem ein langsamer, getragener, ruhiger Text, was ja durchaus zum Inhalt passt. Zu dieser Schwere tragen sicher auch die ausschließlich betonten Versschlüsse bei.