Heinrich Hoffmanns „Der Fluch des Hauses“ ist ein gutes Gedicht, finde ich; jedenfalls vom Versbau her. Nicht allzu lang, aber dabei doch eher elegisch als epigrammatisch; was auch am Bau der Pentameter hörbar wird, die durchgängig auf ein antithetischens Gegeneinander der beiden Pentameterhälften verzichten und den Satz über den Zusammenstoß zweier betonter Verssilben in der Versmitte vergleichsweise geräuschlos hinweggleiten lassen! Auffällig (und wohl nicht ganz so gelungen) die große Menge an Ergänzungen in Form eines Mittelworts – zögernden, bittender, lauerndem, welkenden, fröstelndem: die bieten sich sicher an in Hexa- und Pentameter, weil sie die Senkungen aus zwei unbetonten Silben bequem füllen und auch helfen, die langen Verse „vollzubekommen“; aber diese Bequemlichkeit bemerkt man beim Lesen durchaus, erst recht, wenn diese Mittelwörter an derselben Stelle aufeinanderfolgender Verse gebraucht werden, zum Beispiel im fünften Fuß, wie es hier bei Hoffmann in den beiden letzten Versen geschieht.
Wehe dem Unglückshaus, von dessen verödeter Schwelle
Zögernden Schrittes der Geist freundlicher Liebe entflieht.
Oftmals blickt er zurück, und es füllt sich mit Tränen das Auge,
Weil, ach! zur Umkehr nicht ladet ein bittender Wink.
Noch in der Ferne einmal. Umsonst! Er bleibt ein Verstoß’ner.
Trauernd verhüllt er das Haupt, wandelt die Straße und weint.
Aber da innen am Herd, am verlassenen, sitzet die Zwietracht;
Schweigend, mit lauerndem Blick stützt sie das Kinn auf die Hand,
Und die Flamme verlischt auf dem Herd im verderblichen Atem;
Blickt sie ihn an, so verstummt plötzlich des Vogels Gesang;
Dort an dem Fenster entfallen der Rose die welkenden Blätter,
Und von Gemach zu Gemach weht es mit fröstelndem Hauch.
Zu finden ist das Gedicht in Hoffmanns 1853 erschienenem „Breviarium der Ehe“ – er wird gewusst haben, warum …