Erzählverse: Der Hexameter (115)

Johann Heinrich Voß hatte seine eigenen Vorstellungen vom Hexameter, für die er von vielen bewundert wurde. Einerseits. Andererseits wurde er deswegen auch verspottet!

„Die Versuche und Hindernisse Karls“ ist ein etwas wunderlicher, 1808 erschienener Roman von gleich vier Verfassern – Karl August Varnhagen von Ense, Wilhelm Neumann, August Ferdinand Bernhardi und Friedrich de la Motte Fouqué -, in dessen 15. Kapitel „Focks“ auftritt, „ein junger Mann; er zeigt ungemein viel Neigung zur Poesie, die er aber sehr komisch äußert“, wie es dort heißt. Focks, lies: Voß soll eine in Versen verfasste Einladung an einen Freund schreiben.

„Gehorsam setzte Focks sich nieder und vollendete nach wenigem Käuen der Feder in wirklich bewundernswürdig kurzer Zeit folgende Verse:

Striezelmeier, im Wald hinrieselet flüchtige Quellflut,
Im Fortlaufe genannt von dem Bauernvolke der Sumpfbach,
Weil ringsum stankhauchend Gesümpf in den Feldern ihn aufnimmt,

Die ganze Gesellschaft bewunderte und lobte den äußerst künstlichen Versbau und die Kürze der Zeit, die Focks auf sein Gedicht verwandt.“

Derart schräge Verse schreiben sich nicht „einfach so“;  da muss schon Absicht dahinterstecken … Das Gedicht ist, wie die „drei Punkte“ andeuten, länger; aber ich belasse es bei den drei Anfangsversen. Sie machen hinreichend deutlich, wie unglücklich Hexameter nach den vossischen Vorstellungen klingen können, wenn diese im Dienste der Parodie übersteigert und gehäuft werden!

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