Auf Youtube findet sich manches. Zum Beispiel: Die Ilias, 1. Gesang (Ausschnitte). Wird diese Lesung dem Urepos schlechthin gerecht? Ich finde, kaum. Im besonderen die wörtliche Rede (ab 0:30) scheint unglaubwürdig – aber warum?! August Wilhelm Schlegel schreibt in „Vom Epos“ über die epische Erzählung:
Sie sucht durch Anschaulichkeit, aber nicht durch Verstärkung und Übertreibung zu wirken, und endlich nimmt sie zwar die Reden der handelnden Personen in sich auf, aber nicht so, dass der Erzähler sich ganz in diese versetzte und sich selbst darüber verlöre, sondern er bildet sie zur Gleichartigkeit mit den übrigen Teilen der Erzählung um.
Der Vortragende aber verstärkt und übertreibt, er versetzt und verliert sich; und zwingt so die epische Sprache in einen Rahmen, in dem sie gänzlich fehl am Platze wirkt, und sogar ein wenig lächerlich.