Friedrich von Logau war ein großartiger Epigrammtiker! Sicher, durch den zeitlichen Abstand lesen sich viele seiner Texte heute fremd, sie klingen im eigentlichen Sinne „barock“. Aber spannend sind sie trotzdem, und das nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt des Versmaßes – Logau verwendet viele, viele verschiedene Arten von Versen! Darunter auch, und nicht einmal selten: Der iambische Siebenheber.
Die Liebe
Was ist die Lieb‘? Es ist die Lust zu dem, das uns gefällt;
Das macht, dass mancher mit der Magd mehr als der Frau es hält.
Der Siebenheber hat bekanntlich eine Zäsur nach der vierten Hebung; die kommt hier nicht recht zur Geltung, da Logau die Satzeinschnitte und den Verseinschnitt auseinandertreten lässt:
Was ist / die Lieb‘? || Es ist / die Lust || zu dem, || das uns / gefällt;
Aber vorhanden ist der Verseinschnitt, das muss er als notwendiger Bestandteil des Verses; und im Vortrag hörbar gemacht werden muss er auch. Das ist gar nicht so schwierig – ein leichtes Absetzen, kürzer als bei den Satzeinschnitten, aber vernehmbar; und schon gliedert sich der Vers wie von selbst in angenehm zu sprechende Einheiten.
In zweiten Vers stellt sich die Frage, ob es nach der Zäsur eine versetzte Betonung gibt? Wenn eine solche auftaucht im Inneren eines iambischen Verses, dann fast immer nach dem Verseinschnitt!
Das macht, || dass man– / cher mit / der Magd || mehr als / der Frau / es hält.
Das passt in die Reihe der „M-Betonungen“, jedenfalls … und vom Sinn her auch. Logau lässt seine Verse eher selten langweilig „dahinklappern“ – dieses Epigramm ist ein ganz gutes Beispiel!