Starke Bande gibt es zwischen dem „iambischen Siebenheber“ und der beliebten „Chevy-Chase-Strophe“. Die sieht so aus:
x X / x X / x X / x X a
x X / x X / x X b
x X / x X / x X / x X a
x X / x X / x X b
Wird diese Strophe nun nicht wie üblich und hier gezeigt kreuzgereimt – abab -, sondern nur im Halbreim xaxa, ist der Weg zum Siebenheber nicht mehr weit: Je zwei Kurz-Verse werden zu einem Lang-Vers zusammengefasst, der ehemalige Zeilenumbruch ist jetzt die Zäsur, der Reim ein Paarreim aa:
x X / x X / x X / x X || x X / x X / x X a
x X / x X / x X / x X || x X / x X / x X a
Welche Darstellung die bessere ist, muss sich von Fall zu Fall entscheiden …
Klopstock hat die Chevy-Chase-Strophe auch ganz ungereimt benutzt; Goethe ist ihm nachgefolgt in diesem kleinen Achtzeiler:
Monolog des Liebhabers
Was nützt die glühende Natur
Vor deinen Augen dir,
Was nützt dir das Gebildete
Der Kunst rings um dich her,
Wenn liebevolle Schöpfungskraft
Nicht deine Seele füllt,
Und in den Fingerspitzen dir
Nicht wieder bildend wird?
Auch das kann in iambische Siebenheber umgeformt werden:
Monolog des Liebhabers
Was nützt die glühende Natur vor deinen Augen dir,
Was nützt dir das Gebildete der Kunst rings um dich her,
Wenn liebevolle Schöpfungskraft nicht deine Seele füllt,
Und in den Fingerspitzen dir nicht wieder bildend wird?
Goethe wird mir nachsehen, wenn ich sage: Warum nicht! Je weniger sich die Reime bemerkbar machen als Kennzeichnungen der Versenden, desto leichter fließt die Sprache durch die neugebildeten Siebenheber! Allerdings müssen dann die Zäsuren aus der Satzführung erschließbar sein, da die in der strophischen Darstellung vorhandenen Zeilenumbrüche diese Aufgabe nicht mehr wahrnehmen können. Hier sind die Zäsuren, so gesehen, schwach; aber vielleicht gerade noch ausreichend vernehmbar?!