Ich schätze die Gedichte Johann Nikolaus Götz‘ sehr. Die folgenden Verse stammen aus „Bei Erblickung einer schönen Person“:
Über ihrem Scheitel gaukelt
Ein in sie verliebter Schwarm
Buhlerischer Morgenlüfte,
Die mit feuchten Fittichen
In dem Sonnenstrahle funkeln
Und ihr Tropfen hellen Taus
Auf den weißen Busen sprützen,
Wo der Überfluss sich bläht.
Vor ihr hüpft die Fröhlichkeit
In dem weißen Sommer-Kleidgen,
Und die Scherze, nebst den Spielen,
Die, gleich kleinen Engelchen,
Aus den angefüllten Schürtzgen
Mit den kleinen Götterhänden
Rosen, Veilgen, Lilgen holen
Und die Schöne, und den Pfad,
Wo die Schöne geht, bestreuen.
So selbstverständlich kann etwas klingen, das nicht übermäßig viel zu bedeuten hat – und sich nicht beschweren dürfte, bezeichnete man es als Unfug … Aber das ist eben auch wirklich gut gemacht, mit der Götz eigenen, sehr anziehenden Nachlässigkeit; Und der trochäische Vierheber, der hier einige Male auch mit betonter Schluss-Silbe steht, steuert da sicher einiges zu bei durch seine Prosanähe bei gleichzeitig deutlich spürbarer Vers-Gestaltung – der Satz, der sich durch die letzten sieben Verse zieht, ist jedenfalls ein wahres Lesevergnügen!