Auch der erste Teil von Friedrich Rückerts „politíscher Komödie“ Napoleon nutzt den in (47) vorgestellten „großen Bruder“ unseres Bewegungsschulenverses; allerdings auf eigene Weise – und damit ist noch nicht einmal die über viele Dutzend Verse durchgehaltete „i“-Assonanz gemeint!
Ziemlich zu Anfang tritt der auf einem Storch reitende „Geist der Zeiten“ auf:
Wär nicht mein Blick schon an Wunder gewöhnt, und machte vor euerem Blicke
Nicht auch zu ’ner Art von Wunder mich selbst der Vogel, auf welchem ich sitze;
So würd ich jetzt mich wundern, und euch auch höflich zu wundern euch bitten,
Nicht über den Hahn; denn solcherlei Vieh gibt’s eben auf jeglichem Miste:
Nein, über ein anderes Paar vielmehr von seltsamen Wundergeschwistern,
Die spornstreichs über das Meer herziehn in erstaunungswürdigem Ritte,
Mit seltenem Putz, mit seltnem Gezeuch, halb reitend auf seltenem Tiere,
Und halb auf der Luft; ihr Blick ist stolz, sie scheinen vom Lande der Briten.
Besagtes Paar sind „Der Ritter St. Georg, mit dem Dreizack in der Hand, auf einem Leoparden; ihm zur Seite ein fliegender Engel mit einer Trompete“. Der Inhalt ist ein wenig … wunderlich, um das Wort einmal aufzunehmen; aber hier geht es ja vor allem um den verwendeten Vers!
Da fällt eine gewisse Nachlässigkeit auf: Eins von zwei Dingen muss zutreffen – entweder werden die „tata“ recht leichtfertig zu „ta“ verkürzt, oder die als Ersatz für ein „tata“ gewählten „TAM“ sind sehr schwach. Das hat in den ersten drei Versen deutliche Auswirkungen auf die Versbewegung! „So würd ich jetzt mich wundern, …“, der Anfang des dritten Verses, klingt zum Beispiel wie einer der handelsüblichen „Auf-und-Ab-Verse“?! Das aber wirklich dieser Vers …
ta ta TAM / ta ta TAM | ta ta TAM / ta ta TAM || ta ta TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta
Grundlage des Textes ist, zeigt sich vom vierten bis zum siebten Vers:
Nicht ü– / ber den Hahn; | denn sol– / cherlei Vieh || gibt’s e– / ben auf jeg– / lichem Mis– / te:
TAM TAM / ta ta TAM | TAM TAM / ta ta TAM || TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta
Nein, ü– / ber ein an– / deres Paar / vielmehr || von selt– samen Wun– / dergeschwis– / tern,
TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / TAM TAM || ta TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta
Die sporn– / streichs ü– / ber das Meer / herziehn || in erstau– / nungswür– / digem Rit– / te,
ta TAM / TAM TAM / ta ta TAM / TAM TAM || ta ta TAM / TAM TAM / ta ta TAM / ta
Mit sel– / tenem Putz, | mit sel– / tnem Gezeuch, || halb rei– / tend auf sel– / tenem Tie– / re,
ta TAM / ta ta TAM | ta TAM / ta ta TAM || TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta
Hier gibt es zwar auch vergleichsweise viele Stellen, an denen ein „tata“ zu einem „ta“ verkürzt wird, aber sie nehmen nicht überhand und die Grundbewegung des Verses bleibt immer erkennbar! Im achten Vers dagegen sind es schon wieder so viele Verkürzungen, dass die Versbewegung unklar wird.
Und so das ganze Stück hindurch – immer mal wieder Verse von großer Klarheit, dazwischen aber maches verwaschene, unklare. Wunderbar setzt zum Beispiel eine Aufforderung St. Georgs die Versbewegung um:
Nimm, Engel, die Siegstrommet‘ an den Mund, ruf‘ Albions Preis in die Winde!
– Ein Vers, den zu sprechen Freude macht.