In der Ausgabe der Werke Justinus Kerners, in der ich gerade lese, schreibt der Herausgeber Raimund Dissin: „Das Gebiet seiner Dichtung ist begrenzt, wie seine Persönlichkeit begrenzt ist: der Grundton seines Wesens ist der Schmerz; so ist auch Schmerz der Grundton seiner Poesie.“
Die schwerste Pein
Im Feuer zu verbrennen
Ist eine schwere Pein,
Doch kann ich eine nennen,
Die schmerzlicher mag sein.
Die Pein ist’s, das Verderben,
Das Los, so manchem fällt:
Langsam dahinzusterben
Im Froste dieser Welt.
– Wenn Kerner nicht selbst die Sache mit dem Schmerz bezeugt hätte im Vers, „Noch fließt die Quelle meiner Lieder: / Denn ihre Quelle ist der Schmerz“ – man käme wahrscheinlich auch so darauf anhand solcher doch eher hemdsärmligen Geradeaus-Gedichte wie dem hier vorgestellten; für die sich die Brunnen-Strophe aber vorzüglich eignet! Der Gedanke findet sich noch einmal in einem Zweizeiler aus dem Nachlass …
Martyrtod in Feuersgluten, o wie bist du Kleinigkeit,
Denk‘ ich an die Pein, zu sterben in dem Froste uns’rer Zeit!
… der eigentlich ein Vierzeiler aus trochäischen Vierhebern ist; ein vergleichender Blick lohnt sich da?!