In Ferdinand von Saars „An eine junge Holländerin“, entstanden in Rom im Herbst 1873, betrachtet das „Ich“ im Bahnhof eine junge Frau, bis schließlich deren Zug eintrifft:
Horch! Ein Pfiff und laute Rufe.
Türen werden aufgerissen –
Und schon trittst du, rasch den Schleier
Niederlassend, mit den Deinen
Zarten Fußes auf die Schienen,
Wo du im Waggon verschwindest. –
Träumend steh‘ ich vor dem Zuge,
Der zu neuem Lauf sich rüstet
Mit Gestöhn und wildem Schnauben.
Jetzt ein Ruck – ein leises Rollen –
Und er führt dich in die Weite,
Rascher immer, immer mächt’ger
Vorwärts drängend. Und ich folg‘ ihm –
Erst mit Blicken, dann im Geiste,
Wie er hineilt durch die hehre
Götterlandschaft mit den alten
Wundervollen Städtebildern
Bis zu jenem hellen, lichten
Marmorbautenkranz am Arno.
Und von da, hinan, hinunter,
Nach Bologna, nach Venedig,
Durch die grünen deutschen Lande,
Fort am Rheinstrom – bis sich endlich
Aus der Flut entfernten Meeres
Deine Vaterstadt emporhebt:
Amsterdam, so reinlich kühlig –
Diesen Aufbruch, diese Reise (mit der der Text nicht endet!) helfen die trochäischen Vierheber erfahrbar zu machen?! Wie immer formen sie den Satz eher unauffällig und werden dabei doch als Verse erfahrbar. Dreimal setzt Saar zwar einen harten Zeilensprung – „nach „hehre“, „alten“, „lichten“, aber das kann dem geschlossenen Eindruck der Verse nichts anhaben. Schön gemacht!