Bei dem, was man beabsichtigt oder zufällig liest über den Tag verteilt: Lohnt es sich, darauf zu achten, ob und wie der Hexameter vorkommt. Das tut er, eigentlich, gar nicht so selten, wenn auch meist nur am Rande. In Friedrich Georg Jüngers 1979 bei Klett-Cotta erschienenem Roman „Heinrich March“ etwa:
In Geest sah Ludolf den einzigen Lehrer der Schule, der ihn förderte und die Fähigkeit dazu hatte, eine Fähigkeit, die sich nicht auf Lehren und Lernen beschränkte. Er spürte, dass darin keine Absicht lag, sondern ein Wohlwollen, das ihn freiließ. So hielt er sich an Geests Weisungen und tat das auch, wenn er in seinem Zimmer war und nicht stumm, sondern laut memorierte. Geest hatte ihm eingeprägt, dass das laute Lesen Gewinn bringe. Die Sprache sei nicht für das Auge, sondern für das Ohr da, und nur im Ohr entstehe das Echo, welches Prosa und Verse hervorriefen: auch das Auswendiglernen werde dadurch erleichtert. Wenn Heinrich und Otto an Ludolfs Zimmer vorbeigingen, sagte Otto: „Er hexametriert wieder“. Frau Rosa kam hinzu, und sie lauschten gemeinsam an der Türe. „Er sollte auch uns etwas vorlesen. Ich habe das lange genug für euch getan.“
Ludolf ging darauf ein,und sie begannen an den Winterabenden damit und lasen zuerst den „Reineke Fuchs“.
So zu lesen auf Seite 74. Jünger hat selbst „hexametriert“ (als Versemacher, nicht -leser) und sich auch grundlegend Gedanken zu Vers und Hexameter gemacht in seinem kleinen, aber feinen Band „Rhythmus und Sprache im deutsche Gedicht„. Da findet sich dann auch ein Gedanke aus obigem Romanauschnitt wieder: „Der Vers ist keine Größe fürs Auge, sondern fürs Ohr.“