a X b X c – Ein Zweiheber hat zwei Hebungsstellen, hier die X, und drei Senkungsstellen, hier a, b und c. Während b, also die Senkung in der Versmitte, entweder mit einer oder zwei unbetonten Silben besetzt wird, werden a und c entweder mit keiner oder mit einer unbetonten Silbe besetzt; und das Zusammenspiel dieser Möglichkeiten ergibt die bisher vorgestellten Formen.
Ganz ausgeschlossen ist es aber nicht, dass auch a und c mit zwei unbetonten Silben besetzt werden. Für c liefert Friedrich Rückert ein Beispiel in „Die Göttin im Putzzimmer“, woraus ich acht Verse vorstelle:
Und aus dem lebenden
Inneren Hauch
Wird dem Umgebenden
Leben erst auch.
Schöpf’rin, Entfalterin
Himmlischer Zier,
Stehst du, Gestalterin
Muse, vor mir?
… Was, eigentlich, zwei vierzeilige und kreuzgereimte Strophen dieses Baus sind:
X x x X x x
X x x X
X x x X x x
X x x X
– Und deren Silbenverteilung bringt, keine Frage, eine ganz eigene Wirkung hervor! Ich empfehle, diese Strophe selbst zu versuchen. Sie schreibt sich nicht ganz leicht, lohnt den Aufwand aber.
Wollte man die Zweiheber nach dem Schema (a/b/c) ordnen und für dabei für die drei Buchstaben die Anzahl der unbetonten Silben einsetzen, wäre die erste Zeile hier von der Art (0/2/2), die zweite Zeile von der Art (0/2/0); die erste Strophe eines anderen Gedichts von Rückert …
Du bist die Ruh‘,
Der Friede mild,
Die Sehnsucht du
Und was sie stillt.
… wäre von der Art (1/1/0). Aber gut. Wem das zu trocken ist, kann sich die Musik anhören, die Franz Schubert dazu geschrieben hat: Du bist die Ruh.