Erzählverse: Der trochäische Fünfheber (12)

Otto Frommels „Die Regenfrau“ ist ein eigenartiger Text. Am Ende, und viel stärker noch am Anfang greift er auf kitschige Bilder zurück, die heute ungenießbar sind – „Himmelswein“ für „Regen“; der Mittelteil aber klingt anders:

 

Leise rieselt’s. An die Fenster pocht es
wie mit feinen krallenspitzen Nägeln.
Vor den Fenstern weht es wie Gesträhne
eines flutentstiegnen Weiberhauptes.
Und ich seh ein blasses, volles Antlitz.
Wässrig blaue, gläsern starre Augen
dämmern durch die angelaufnen Scheiben.

 

Das klingt annehmbar, eine Stimmung vermittelt sich, ohne von irgendwelcher ganz schrägen Bildlichkeit aus der Bahn geworfen zu werden; und der trochäische Fünfheber leistet durch seinen ruhigen, fast schon lethargischen Gang das Seine.

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