Wortvergnügt (3)

Wie schon erwähnt: Um zu neuen Wörtern zu kommen, nehme man etwas altes, bekanntes und gebrauche es auf neue Weise. Das geschieht im Laufe der Sprachentwicklung  auch un-willentlich immer wieder so; etwa wenn zu dem bekannten Ausdruck „sich satt essen“ ein entsprechendes „sich satt trinken“ gebildet wird, dann „sich satt sehen“, was sicher auch als gänzlich gewöhnlich empfunden wird; aber auch noch viele andere Verbindungen:

„Ich weiß nicht, was ich darum gäbe, wenn ich mich noch itzt alle Wochen einmal in Gesellschaft so vieler rechtschaffner Leute satt essen, satt lachen und satt zanken könnte.“

Ein Satz von Gotthold Ephraim Lessing. Mir am stärksten im Gedächtnis geblieben ist aber, was Matthias Claudius 1772 in seine Familienbibel geschrieben hat, nachdem sein erster, zwei Monate zu früh geborener Sohn kurz nach der Geburt gestorben war:

„Er lebte nur wenige Stunden und ging, nachdem er sich hier sattgeweint hatte, wieder heim.“

Was fängt man damit an? Außer, dass es einen Weg aufzeigt, zu leicht ungewöhnlichen, aber wirkungsvollen Ausdrücken zu gelangen, meine ich …

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