Als Conrad Ekhof, einer der größten Schauspieler seiner Zeit, im Jahre 1778 starb, schrieb Friedrich Wilhelm Gotter ein Lob-Gedicht auf ihn.
Die deutsche Bühne war der Nachbarn Hohn;
Verzerrung stand für Witz, Klopffechten und Gebelle
Für Leidenschaft; da sandt‘ Natur uns ihren Sohn.
Ein Proteus an Gestalt, ein Zauberer im Ton
Stieß er den Unsinn vom entweihten Thron
Und setzte Wahrheit an die Stelle.
Die ihr dem Heiligtum Melpomenens euch naht:
Ihm opfert dankbar an des Tempels Schwelle,
Ihm widmet Herz und Mund und Tat!
Wisst: Ekhof war es, der dem tiefen Briten,
Dem leichten Gallier den Lorbeerzweig entwand!
Wisst: Er schuf euch die Kunst, und adelte den Stand,
Orakel eures Spiels, und Vorbild eurer Sitten.
Auch eine Sorte Gedicht, die heute nicht mehr geschrieben wird und doch geschrieben werden sollte – das Lob eines großen Menschen (Ekhof hat in der Tat viel für’s deutsche Theater geleistet!). Formal ist’s die Mischung aus iambischen Vier-, Fünf- und Sechshebern, die das 18. Jahrhundert liebte und die hier beim Verserzähler schon häufiger vorgeführt wurde. Gotter, kein wirklich guter, aber ein sicherer Dichter, weiß damit umzugehen und schafft einen Text, der inhaltlich auf Versatzstücke zurückgreift und doch durch ihre Anordnung und die Verteilung der Reime ein spannungsvolles Ganzes bildet.