Die Bewegungsschule (56)

Friedrich Gottlieb Klopstock schreibt in seinen „Gedanken über die Natur der Poesie“:

Die tiefsten Geheimnisse der Poesie liegen in der Aktion, in welche sie unsre Seele setzt. Überhaupt ist uns Aktion zu unserm Vergnügen wesentlich. Gemeine Dichter wollen, dass wir mit ihnen ein Pflanzenleben führen sollen.

Der letzte Satz ist ein Schatz, fraglos. Und heute nicht weniger gültig als vor über 200 Jahren, fürchte ich … Auch wenn man Klopstocks Liebe zur (Sprach-)Bewegung nicht in vollem Ausmaß teilt, anregen lassen sollte man sich:

 

Wie sie herschwebt an des Quells Fall! Mächtiges Getön,
Wie Rauschen in den Nächten des Walds ist ihr Schwung!

 

– Steht in Klopstocks „Unsre Sprache“. Und die Bewegung des ersten Verses …

◡ ◡ — —, ◡ ◡ — —, — ◡ ◡ ◡ —

… beeindruckt wirklich. Sprache ist Bewegung, „Schwung“; das hat niemand besser verstanden als Klopstock, und er hat dieses Wissen auf auch heute noch wirksame und gültige Art in Verse umgesetzt.

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