Bücher zum Vers (87)

Dietrich Krusche: Haiku. Japanische Gedichte.

Dieses dtv-Taschenbuch, 2008 in elfter Auflage erschienen, fiel mir heute beim Umstellen eines Regals wieder in die Hände, und das Blättern darin rief mir ins Gedächtnis, dass es trotz seines Alters, zuerst erschien der Band 1970, und der gewaltig gewachsenen Beliebtheit des Haiku  immer noch eine schöne Einführung ist! Krusche übersetzt 150 klassische japanische Haiku wirksam ins Deutsche und erklärt das Wesen dieser Gedichte darüber hinaus in einem lesenswerten Essay, dessen am Rande eingestreuter Vergleich zwischen der japanischen und deutschen Sprache auch ein Licht auf die rein deutschen Gedichte  wirft:

Das Verb spielt nicht, wie in einem deutschen Satz, die entscheidende Rolle, oft fehlt es ganz – ein anderes Wort, etwa ein Eigenschaftswort, schließt die Verbaussage mit ein. So mehr assoziativ als grammatisch-logisch verbunden, behaupten die Worte ihr Eigenrecht stärker, sind nicht eingeordnet in einen alles bezwingenden, alles miteinander in Beziehung setzenden Aussagebogen. (Seite 130)

Das „Eigenrecht der Worte“: Eine Größe, über die beim Fertigen eines Gedichts mehr nachgedacht werden sollte, als das oft der Fall ist?!

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