Erzählverse: Der trochäische Vierheber (53)

Im Zusammenhang mit den trochäischen Vierhebern war beim Verserzähler schon häufiger von „Leichtigkeit“ die Rede, von „absichtslos wirkenden Versen“ und ähnlichem; derlei sieht immer sehr einfach aus und ist es doch nicht – oft scheitern die Verfasser damit! Alfred Stahrs „Abschied“ liest sich so:

 

Was der Nacht die gold’nen Sterne
Und dem Tag die Strahlensonne,
Was dem Frühling Duft und Blumen,
Was dem Leben ist die Jugend –
Ach dies alles, du Geliebte,
Ach dies alles warst du mir!
Darum, jetzt von dir geschieden,
Leuchten mir nicht mehr die Sterne,
Strahlt nicht mehr die gold’ne Sonne,
Schwand dem Frühling Duft und Blüte,
Schwand der letzte Rosenschimmer
Meiner Jugend mir dahin.

 

Hm. Das überzeugt nicht?! „Strahlensonne“ wirkt künstlich, in V4 ist die Satzstellung schräg, „gold’ne“ wirkt wie ein Füllsel; schlimmer als all diese kleinen Unbeholfenheiten ist aber der Verdacht, das „Ich“ könnte meinen, was es da sagt, und diese sozusagen eindimensionale Ernsthaftigkeit erlaubt eben nicht jene Leichtigkeit, die ein Text hat, der im besten Sinne verspielt wirkt.

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