Bücher zum Vers (93)

Helmut Prang: Formgeschichte der Dichtkunst.

Schon etwas älter (erschienen 1968 bei Kohlhammer), aber immer noch lesenswert; wenn auch manche Urteile nicht so ausfallen, wie es sich jemand wünscht, der an die Möglichkeit des Erzählens in Versen glaubt. Seite 88, zum Versepos:

Das Fazit dieser historischen Erinnerung ist jedenfalls, dass es seit dem Mittelalter, in Deutschland wenigstens, kein echtes Großepos von bleibendem Wert und lebendiger Dauer gibt. Die neueren Versuche von Klopstock bis Hauptmann, ein wirklich dichterisches Versepos von künstlerischer Bedeutung zu schaffen, sind stets an einer Inadäquatheit von Inhalt und Form gescheitert, weil weder ein zeitenüberragender epischer Stoff von welthaltiger Tiefe und Weite gewählt wurde, noch ein glaubenskräftiges Publikum da war, dass für die subjektiven Erlebnisse und Aussagen eines Dichters empfänglich genug war, um versepischen Werken einen tragfähigen Grund zu bieten. Die Realation von Literatur und Publikum erweist sich wie bei allen Kunstformen von geradezu ausschlaggebender Bedeutung für die Lebensfähigkeit einer dichterischen Gattung oder ihrer besonderen Art.

Das ist ein klarer Standpunkt und, wenn ich auch in manchem Punkt anderer Meinung bin, ein guter Startpunkt, um, zum Beispiel, über das Verhältnis zwischen dem Epiker, seinem Werk und denen, die es auf- und annehmen, nachzudenken.

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