Nikolaus Lenau führt in „Die Drei“ das Reimpaar aus iambischen Vierhebern in seiner Reinform vor – keine auflockernden doppelt besetzten Senkungen, keine Abwechslung schaffenden weiblichen Versschlüsse, kein inhaltliches Übergreifen aus einem Verspaar ins nächste, kein nichts:
Drei Reiter nach verlorner Schlacht,
Wie reiten sie so sacht, so sacht!
Aus tiefen Wunden quillt das Blut,
Es spürt das Roß die warme Flut.
Vom Sattel tropft das Blut, vom Zaum,
Und spült hinunter Staub und Schaum.
Die Rosse schreiten sanft und weich,
Sonst flöss‘ das Blut zu rasch, zu reich.
Die Reiter reiten dicht gesellt,
Und einer sich am andern hält.
Sie sehn sich traurig ins Gesicht,
Und einer um den andern spricht:
„Mir blüht daheim die schönste Maid,
Drum tut mein früher Tod mir leid.“
„Hab Haus und Hof und grünen Wald,
Und sterben muss ich hier so bald!“
„Den Blick hab ich in Gottes Welt,
Sonst nichts, doch schwer mirs Sterben fällt.“
Und lauernd auf den Todesritt
Ziehn durch die Luft drei Geier mit.
Sie teilen kreischend unter sich:
„Den speisest du, den du, den ich.“
Das ist ein Inhalt, dem die formale Strenge, die Beschränktheit sehr gut tut!?
Bei sich zu Hause hatte Lenau selbst einen Geier, doch der war ausgestopft und wurde vom Dichter angedichtet, gleichfalls in Reimpaaren, aber in weiträumig-alexandrinischen; wodurch der Text einen ganz anderen Klang bekommt. In den ersten beiden Reimpaaren des langen Gedichts geht es bissig zu:
Du stehst so still und ernst, mein ausgebälgter Geier,
Ich bringe dir ein Lied mit meiner ernsten Leier.
Zwar hörst du nichts davon, dir geht mein Gruß verloren;
Doch Dichter sind gewohnt, zu singen toten Ohren.
Wobei die Dichter diesbezüglich bis heute keine Gelegenheit hatten, sich zu entwöhnen, scheint mir.